"Generation Zero" im Test: Überlebenskampf im Schweden der 80er (2024)

Es war als Hoffnungsträger gestartet: "Generation Zero" sollte Spielern ein storylastiges Survival-Erlebnis im entvölkerten und von Maschinen übernommenen Schweden der 80er-Jahre bieten. Herausgekommen ist ein ärgerlich unbequem zu spielendes Abenteuer, dem seine Prämisse mit der menschenleeren Spielwelt bisweilen zum Verhängnis wird.

Was macht am Spiel Spaß?

"Generation Zero" ist im Kern ein grundsolider Survival-Shooter. In einer feindlichen Umgebung müssen wir als gestrandeter Teenager Waffen und Ausrüstung sammeln, um uns gegen die Gegner zur Wehr setzen zu können. Das können wir sogar mit bis zu drei Freunden im Koop-Modus tun. Die feindliche Umgebung - und das ist der erste Pluspunkt - ist in diesem Fall ein ausladender Landstrich im Schweden der 80er. Das Setting ist ungewöhnlich, die stimmig gebaute Spielwelt kommt Europäern aber gleich vertraut vor. Und hey, wir dürfen unsere Charaktere mit allerlei Punk, Nerd- oder Beatnik-Optiken aufpeppen.

Dieses malerische Insel-Konglomerat bewohnen blutrünstige und an Mechs erinnernde Maschinen. Von den Menschen fehlt zu Spielbeginn jede Spur. Was ist hier passiert? Das sollen wir herausfinden. Die Story könnte also eines der entscheidenden Unterscheidungsmerkmale von "Generation Zero" sein. Denn die wenigsten Survival-Games haben neben suchterzeugenden Gameplay-Tretmühlen viel Atmosphärisches zu bieten. Außerdem erzeugen die knatschenden Maschinen eine tolle Soundkulisse.

Auch cool: Das Spiel macht uns schnell klar, dass die Maschinen uns vor allem in der Mehrzahl deutlich überlegen sind. Wenige Schüsse reichen, um uns entweder wertvolle Medipacks zu kosten oder gleich das Bildschirmleben aushauchen zu lassen. Also ist Schleichen angesagt. Das macht im Nebel der schwedischen Wälder richtig Laune. So können wir die Maschinen überraschen und mit Treffern an Schwachstellen großen Schaden anrichten (das weckt Erinnerungen an Horizon Zero Dawn), bevor sie uns überhaupt sehen. Oder sie weiträumig umgehen. Schleichen macht einfach die meisten Spiele besser.

Warum ist "Generation Zero" trotzdem kein gutes Spiel?

Punkt 1: Wegen der Art, wie es angelegt ist. Die menschenleere Spielwelt ist zwar anfangs atmosphärisch. Doch an den entvölkerten Hügeln, Wäldern und Örtchen hat man sich zu schnell sattgesehen. Dafür ist die Spielwelt, wie es für Entwickler Avalanche ("Just Cause") typisch ist, einfach zu groß. Viele Wohnhäuser gleichen sich innen, auch das drückt auf die Atmosphäre. Besonders ärgerlich: Das sind Probleme, die Avalanche auch schon in der "Just Cause"-Reihe plagten.

Punkt 2: Die Story, die "Generation Zero" eigentlich abheben könnte, führt uns zwar in alle Ecken der Welt, ist aber spartanisch präsentiert, um es diplomatisch auszudrücken. Beispiel: Zu Beginn empfängt uns ein schwarzer Bildschirm, der uns dann per Texteinblendung mitteilt, dass wir unseren Bootsausflug gerade nur knapp überlebt haben, weil uns irgendetwas angegriffen hat und hier ganz generell irgendwas oberfaul ist. Das ist Storytelling der ganz alten Schule. Auch die Missionen sind wenig einfallsreich, das Spiel schickt uns von A nach B, wo wir dann C suchen oder D besiegen müssen. Gähn.

Und die Präsentation wird nicht aufwendiger. Texttafeln erklären wichtige Storyhintergründe, Tagebücher und schwarze Bretter in der Spielwelt das Seelenleben der verschollenen Einwohner. Das ist für Survival-Shooter nicht außergewöhnlich, dennoch dürften nach den Ankündigungen der Entwickler bezüglich der ungewöhnlichen Story etliche Spieler enttäuscht sein.

Punkt 3: Die Kämpfe. Die sind zwar angenehm fordernd, bieten aber zu wenig verständliches Feedback. Gegner sehen uns auch, wenn wir uns ihnen von hinten nähern. Das führt die Schleichmechanik ein wenig ad absurdum. Und cool ist zwar, dass wir den Maschinen wertvolle Teile stibitzen können, wenn wir die nicht vorher abgeschossen haben, die aber gleichzeitig die Schwachstellen sind, die wir praktisch immer ins Visier nehmen müssen, weil wir sonst keine Chance haben.

Punkt 4: Der unausgereifte Koop-Modus. Besonders negativ auf fällt hier, dass nur der Spieler seinen Fortschritt behält, der das Spiel für die anderen Mitstreiter hostet. Selbst wenn man also eine konstante Gruppe Mitspieler hat, mit der man regelmäßig spielen kann, müssen drei von ihnen jedes Mal ein Stück weit von vorn beginnen. Hier sollte Avalanche dringend nachbessern. Obendrauf plagen das Spiel aktuell etliche Bugs und Spielabstürze sowie ein wenig intuitives Inventar, das den Spielfluss stört und die Bedienung erschwert.

Fazit: "Generation Zero" ist ein atmosphärisches Spiel, das zu wenig Zeit hatte, um fertig zu werden. Die Probleme, die es zum Zeitpunkt des Release hatte, gab es alle schon, als Journalisten das Spiel zum ersten Mal zum Spielen bekamen. Insofern kann man kaum guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen - an zu vielen Ecken hakt es dafür.

Dabei hat das Erkunden der detailverliebt gestalteten Spielwelt und haben auch die später saumäßig anspruchsvollen Kämpfe so viel Potenzial. Der Mystery-Faktor ist den Avalanche Studios in jedem Fall sehr gut gelungen. Um wirklich zu überzeugen, hätte es aber eine spannendere Story, interessantere Missionen und eine bessere Präsentation gebraucht.

Wenn Avalanche daran nach Release noch schraubt, kann aus "Generation Zero" vielleicht noch das Spiel werden, das angekündigt wurde und das so viele Spieler so vorfreudig gestimmt hatte, die sonst um Survival einen großen Bogen machen.

"Generation Zero" ist seit dem 28. März für PC, Xbox One und Playstation 4 ab 25 Euro erhältlich und ab 16 Jahren freigegeben.

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